Die meisten von uns haben es wahrscheinlich schon mal erlebt – ein mit riesigem Getöse angekündigtes Change Programm, Lippenbekenntnisse zum Besseren, wegweisende Veränderungen. Neben den üblichen, oft zahlreichen Skeptikern gibt es am Anfang viele Unterstützer, die geradezu euphorisch sind, weil sie sehen und täglich spüren, dass Veränderung wirklich notwendig ist. Die vollmundigen Ankündigungen werden dann auch mit soviel Energie und Euphorie vorgetragen, dass es einfach ansteckend wirkt.

Nach Wochen und Monaten zurück im Tagesgeschäft merken Viele, dass sich doch nicht alles zum Besseren gewendet hat, dass sehr Vieles und auch Wesentliches so geblieben ist, wie es war. Emotional ist das für viele Kollegen und Mitarbeiter enttäuschend, es trübt die Stimmung zusätzlich und sorgt darüber hinaus auch noch für Misstrauen in die Führung, die doch Besserung gelobt hatte. Das Fatale dabei ist, dass häufig gerade Diejenigen desillusioniert und frustriert sind, die sich emotional und mit ihrer ganzen Tatkraft für den Wandel einsetzen wollten. Das führt vielleicht nicht gleich zur inneren Kündigung, aber es hinterlässt Spuren.

Wandel im Stillen

Eine echte Alternative zum groß angekündigten Change Programm kann es aus den oben genannten Gründen manchmal sein, ein solches Projekt „unter dem Radar“ anzugehen und einzuführen. Dabei muss ein solches Projekt gar nicht weniger umfangreich sein und eine geringe Wirkung erzeugen – es verzichtet nur bewusst auf große Ankündigungen und Versprechungen, auf ein frühzeitiges „Abfeiern der Veränderung“.

Die Veränderung entsteht und verankert sich dadurch häufig ohne die ganz großen Erwartungen – die oft ohnehin nur enttäuscht werden können. Dieses Vorgehen nimmt den Veränderungsprojekten auch unnötigen Zeit- und Ergebnisdruck – der besteht sowieso von alleine, sonst gäbe des den Bedarf für Veränderung ja nicht – und lässt den Projektteilnehmern aber eher Zeit, die Themen in ausreichender Tiefe zu durchdenken und umzusetzen, weil ja nicht die ganze Firma auf das Ergebnis wartet.

Und selbst wenn die Umstände am Ende dazu führen, dass man zu wesentlichen Elementen zurückkehrt und ganz bewusst einen geringen Grad der Veränderung ansetzt, dann führen keine erzeugten Erwartungen dazu, dass man sich doch in eine Richtung verändert, die auf Dauer nicht zielführend ist und sowieso nicht überleben wird, nur weil irgendjemand – bewusst oder unbewusst – versucht, den Erwartungen gerecht zu werden. Vielleicht kann so vermieden werden, dass gerade die „Veränderungswilligen“ frustriert zurückbleiben, weil sich keine überhöhten Erwartungen aufgebaut haben und sich wenigstens Einiges zum Positiven verändert hat.